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Postkarten an mich selbst

  • Özlem
  • 21. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

Gedanken unterwegs

postkarten

Manchmal schreibe ich keine Texte, sondern kleine Postkarten.

An mich selbst.

An die, die ich war.

An die, die ich noch werde.

Von Orten, an denen ich anhalte – für einen Atemzug, einen Gedanken, ein Stück Gegenwart.

Sie sind keine Nachrichten im eigentlichen Sinn, eher Spuren.

Momente, die sich aufdrängen, weil sie irgendwohin wollen – nicht an eine Adresse, sondern ins Bewusstsein.


Postkarte aus der Straße ohne Ziel

Es gibt Wege, die führen nicht irgendwohin, sie führen nur weiter.

Ich bin heute auf einem davon. Kein Plan, kein Ende in Sicht,

nur der Wind, der sich ständig umentscheidet.

Ich habe aufgehört, auf das Navi zu schauen.

Vielleicht muss man sich manchmal verirren,

um wieder bei sich anzukommen.

Wenn du das liest, erinnere dich:

Nicht jede Richtung braucht ein Ziel –

manche nur den Mut, loszufahren.


Postkarte aus der Normandie

Die Luft riecht nach Salz und Geschichte.

Ich laufe durch kleine Straßen,

an deren Mauern der Wind hängt wie alte Wäsche.

Hier ist alles still und zugleich so voll von Leben,

das längst vergangen scheint.

Ich sitze am Ufer, sehe dem Hund beim Rennen zu

und denke: Lass jede Welle etwas von dem forttragen,

was du nicht mehr halten musst.


Postkarte aus der Bretagne

Heute hat das Meer geschwiegen. Nur die Möwen wussten, was sie wollten.

Ich habe dir Muscheln gesammelt – für den Fall, dass du irgendwann wieder suchst.

Du würdest lachen, wie wenig ich jetzt brauche.

Und vielleicht verstehen,

dass es nie das Meer war, das mich gerufen hat –

sondern die Stille danach.

Eine Freundin hat mir einmal gesagt:

Wenn die Geräusche außen leiser werden,

hörst du wieder deine eigene Stimme.


Postkarte aus der Nacht

Die Straße ist leer, der Himmel schwer.

Nur unser Atem und das leise Summen der Reifen auf dem Asphalt.

Wir sitzen stillschweigend, jeder für sich in Gedanken.

Ich denke an all die Nächte, in denen ich geglaubt habe,

dass Ruhe nur dann existiert, wenn alles still ist.

Jetzt weiß ich: Sie wohnt auch in der Bewegung.

Im Weiterfahren, wenn die Welt schläft.

Im kleinen Lichtkegel, der nur zeigt, was gerade reicht.


Postkarte aus Andalusien

Das Licht hier hat eine eigene Sprache.

Es fließt über Mauern,

versteckt sich in Pinien,

glüht in staubigen Straßen.

Ich sitze mit Kaffee und Hund im Schatten,

schaue dem Tag zu,

wie er sich ohne Eile entfaltet.

Und denke: Was ist Glück?

Ist es etwas, das man erreicht –

oder etwas, das einfach neben einem Platz nimmt?


Postkarte an die, die blieb

Ich sehe dich manchmal im Rückspiegel,

in Gesten, die noch von dir erzählen.

Manchmal rede ich mit dir, leise,

als würdest du hinten im Wagen sitzen.

Du bist nicht weg. Du bist nur ein anderes Zuhause geworden.

Eins, das man im Herzen trägt,

wenn man zu weit gefahren ist, um zurückzukehren.


Diese Postkarten sind kein Rückblick, sondern ein Gespräch mit dem Jetzt.

Ein Flüstern aus der Ferne: Bleib wach, bleib offen, bleib unterwegs. Lausche dem, was kommt.

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Über uns

Wir sind zwei Menschen, ein Hund und ein Gefühl.

Ein Gefühl, das irgendwann zu laut wurde, um es zu ignorieren.  Mit dem Wunsch, das Leben nicht länger aufzuschieben – sondern es wirklich zu leben.

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