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Was Sonne mit der Seele macht

  • Özlem
  • 1. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit
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Morgens, wenn das Licht durch die Fenster des Vans fällt, riecht die Luft nach Salz und Kaffee.

Yasuo streckt sich, ich öffne die Tür – und alles ist gold.

Ein Moment, der nichts will.

Nur sein darf.


Hier, an der Costa de la Luz, scheint die Sonne anders.

Nicht lauter, ein wenig heller – aber näher.

Sie hat eine Art, durch die Haut zu gehen, hinein in das, was man Seele nennt.

Und dort beginnt sie, leise Dinge zu lösen, die man gar nicht mehr spüren wollte.


Ich merke, wie mein Körper langsamer wird.

Wie er sich erinnert, was natürlich ist.

Hier bestimmt nicht die Uhr den Tag, sondern das Licht.

Es gibt keine festen Zeiten – nur ein Einatmen und ein Ausatmen, das den Rhythmus vorgibt.

Morgens arbeitet man, solange die Sonne mild ist.

Mittags ruht man, weil alles stillsteht.

Abends fließt man mit dem Wind, dem Meer, dem Leben.

So fühlt sich es an, wenn Zeit wieder weich wird.

Vielleicht ist das das eigentliche Wunder des Südens:

Die Sonne wärmt nicht nur die Haut – sie taut etwas in dir auf.

Etwas, das du in langen Wintern unbemerkt eingefroren hast.


Ich sehe es in den Menschen hier.

In ihrer Gelassenheit, in dem freundlichen „tranquilo“, das sie sagen, wenn man wieder einmal zu viel will.

In den Werkstätten, auf Märkten, an den Stränden –

überall dieselbe Haltung:

„Mach langsam. Das Leben läuft nicht weg.“

Und ich denke:

Vielleicht ist Freundlichkeit auch nur eine Form von Licht.

Etwas, das von innen nach außen scheint.


Doch es gibt auch Tage, an denen die Sonne sich zurückzieht.

Wenn der Himmel grau wird, das Meer sich aufbäumt, der Wind an Türen rüttelt –

dann spüre ich, wie das Licht in mir gefordert ist.

Dann zeigt sich, ob ich gelernt habe, warm zu bleiben, auch ohne Wärme.


Sonne, das begreife ich hier, ist kein Zustand.

Sie ist eine Erinnerung.

Ein Hinweis darauf, dass Leichtigkeit möglich ist –

nicht immer außen, aber immer irgendwo.

Abends, wenn das Licht weich wird und die Welt gold überläuft,

sitze ich still und denke,

wie viel Sonne mit der Seele macht.

Sie verändert nicht die Dinge.

Aber sie verändert, wie man sie sieht.

Wie man sich selbst sieht – im Spiegel des Lichts.

Und vielleicht ist das ihre größte Kraft:

Uns daran zu erinnern, dass wir selbst ein Teil davon sind.

Dass wir leuchten können –

auch, wenn der Himmel einmal nicht mitspielt.

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Über uns

Wir sind zwei Menschen, ein Hund und ein Gefühl.

Ein Gefühl, das irgendwann zu laut wurde, um es zu ignorieren.  Mit dem Wunsch, das Leben nicht länger aufzuschieben – sondern es wirklich zu leben.

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