Wohin geht ihr?
- Özlem
- 30. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Juli
Eine Frage – und unsere vielleicht wichtigste Antwort.

„Und? Wohin geht ihr denn zuerst?“
Diese Frage begleitet uns seit Wochen. Sie taucht überall auf – in Gesprächen mit Freunden, beim Abschied in der Nachbarschaft, sogar beim Smalltalk mit der Kassiererin im Supermarkt.
Und jedes Mal zögern wir kurz. Nicht, weil wir keine Antwort hätten. Sondern weil wir keine einfache haben.
Denn die Wahrheit ist: Wir wissen es noch nicht.
Wir haben keine Route ausgedruckt, keinen genauen Plan. Kein Ziel, das fett in einem Kalender steht. Kein Countdown zu einem Ort.
Wir haben Ideen – viele sogar. Orte, die wir sehen wollen. Länder, durch die wir reisen möchten. Menschen, die wir besuchen könnten.
Aber wir haben uns ganz bewusst entschieden: Wir lassen uns treiben.
Zwischen Karten und Kompass
Anfangs war da dieses Bedürfnis, es „richtig“ zu machen. Wir haben Routen recherchiert, Straßenkarten gewälzt, Reiseblogs gelesen. Südfrankreich im Frühling? Oder doch lieber Portugal? Vielleicht erstmal durch Deutschland?
Wir haben Lieblingsorte markiert, mögliche Stellplätze gespeichert, Entfernungen ausgerechnet.
Doch je mehr wir planten, desto mehr fühlte es sich plötzlich wieder an wie Alltag: durchgetaktet, festgelegt, bestimmt.
Und genau das wollten wir doch hinter uns lassen.
Vielleicht liegt genau darin die Magie:
Nicht zu wissen, was kommt. Sondern es herauszufinden. Schritt für Schritt.
Kennst du das Gefühl, wenn du losgehst – ohne ganz genau zu wissen, wohin?
Es ist ein bisschen wie morgens in einen Nebel zu laufen. Du siehst nicht weit, aber genug, um weiterzugehen. Und mit jedem Schritt wird der Weg klarer.
Also haben wir den Plan losgelassen, die To-do-Liste in der Schublade gelassen – und uns entschieden, dem Weg zu trauen, der sich erst unterwegs zeigt.
Was uns wirklich leitet
Wir fahren los, wenn wir bereit sind.
Wir bleiben, wo es sich gut anfühlt.
Wir ziehen weiter, wenn das Herz unruhig wird.
Vielleicht ist es ein kleiner See in Schwarzwald, an dem wir die erste Nacht stehen. Vielleicht ein Weinberg in Frankreich oder ein abgelegener Hof in Bayern.
Vielleicht sind es Menschen, die uns inspirieren. Ein Gespräch, das uns einlädt. Ein Sonnenuntergang, der uns hält.
Und vielleicht – ganz vielleicht – geht es gar nicht darum, wo wir hingehen. Sondern wie.
Langsamer. Offener. Aufmerksamer.
Zwischen Freiheit und Vertrauen
Dieses „Nicht-Wissen“ macht manchen Angst. Auch wir spüren manchmal ein leichtes Unbehagen.
Aber viel öfter fühlen wir: Freiheit.
Freiheit, nicht alles beantworten zu müssen.
Nicht jede Station kennen zu müssen.
Uns selbst überraschen zu dürfen.
Denn das Leben hat oft bessere Pläne als wir. Und wir haben uns entschieden, ihm zu vertrauen.
Wohin wir gehen?
Dorthin, wo wir barfuß durch die Wiese laufen können.
Wo unser Hund still in der Sonne liegt.
Wo ein Morgenkaffee mit Blick ins Grüne reicht, um glücklich zu sein.
Dorthin, wo sich das Leben leicht anfühlt.
Nicht perfekt – aber echt.
Nicht sicher – aber lebendig.
Vielleicht ist es ein Ort.
Vielleicht eine Begegnung.
Vielleicht ein innerer Zustand.
Vielleicht müssen wir nicht immer alles wissen.
Vielleicht beginnt echte Freiheit genau dort, wo der Plan endet.
Und vielleicht – wenn wir uns vom Ziel lösen – können wir endlich wirklich ankommen:
Im Moment, im Jetzt, bei uns selbst.




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