Unterwegs krank sein – wenn Vanlife leise wird
- Özlem
- 19. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Vanlife klingt nach Sonnenuntergängen, weiten Stränden und Freiheit auf vier Rädern. Aber manchmal kommt ein anderer Moment dazwischen: der Körper stoppt, die Kraft fällt in sich zusammen – und das Leben im Wohnmobil wird leise.
Ich habe das in Spanien erlebt. Eine unerwartete Klinik, Taxi statt Wohnmobil, eine Nacht voller Fragen. Zwei Wochen durfte ich kaum etwas machen, und als wir weiterfuhren, brach die Erschöpfung noch einmal auf – dieses Mal in Frankreich. Notaufnahme, Medikament, weiterrollen.
Es war ein anderes Vanlife. Eines, von dem man selten spricht.
Hier erzähle ich, wie wir damit umgehen – und welche kleinen Dinge helfen, wenn man unterwegs krank wird.
Der Körper sagt Stopp – und die Welt schrumpft
Wenn man krank wird, verändert sich die Fahrtrichtung. Plötzlich zählt nicht mehr, wo der schönste Stellplatz ist, sondern wo ein Arzt in der Nähe ist.
Der Alltag fällt in Zeitlupe: kurze Spaziergänge, viel Schlaf, Suppe aus dem kleinen Topf, eingekuschelt unter einer Decke.
Und dazwischen Yasuo, unser Shiba, der sich dicht neben mich legt. Er spürt, wenn etwas nicht stimmt. Er wird stiller, wachsamer – und irgendwie wird der kleine Van dann doch wieder zu einem guten Ort.
Einen Arzt im Ausland finden – zwischen Unsicherheit und Vertrauen
Kranksein fernab der Heimat fühlt sich zuerst groß an. Unbekannte Sprache, fremde Abläufe, andere Systeme.
Aber die Wahrheit ist: Überall gibt es Menschen, die helfen wollen.
So machen wir es unterwegs:
Google Maps + Bewertungen – oft das Schnellste. „Centro Médico“, „Urgencias“, „Clinique“, „Urgent Care“…
Apotheken – gerade in Südeuropa sind Apotheker kleine Rettungsinseln. Sie hören zu, beraten, schicken dich in die richtige Praxis.
Campingplatz- oder Stellplatzbetreiber fragen – sie kennen lokale Ärzte, Notdienste, Abläufe.
Taxi statt Wohnmobil – keine Hektik, kein Abbauen, keine Fahrt mit Fieber. Einfach ankommen und versorgt werden.
Und fast immer begegnen uns Freundlichkeit, Geduld und echte Hilfsbereitschaft. Das trägt, wenn die eigene Kraft gerade nicht reicht.
Medizinische Dokumente & Versicherungen – die unromantische, aber wichtige Seite
Freiheit ist schön, aber sie sollte nicht schutzlos machen.
Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC)
Die Grundversorgung in EU-Ländern – oft ist sie schon auf deiner Krankenkassenkarte.
Gut, aber nicht vollständig: Privatkliniken sind damit nicht abgedeckt.
Auslandsreisekrankenversicherung
Nach unserer Erfahrung ein Soll.
Wichtig ist:
Gültigkeit über viele Monate
Arztbesuche, Medikamente, Behandlungen inklusive
Rücktransport nach Deutschland möglich
unkomplizierte Kostenerstattung
Viele Versicherungen erstatten nachträglich. Das heißt: Du bezahlst vor Ort selbst, schickst die Rechnung ein – und bekommst dein Geld zurück.
Offline-Notfallmappe im Van
Eine kleine Mappe reicht:
Versicherungsdokumente
Kopien von Ausweisen
Allergien, Medikamente
Notfallnummern
Adressen der nächsten Kliniken (Offline-Speicher)
Sie nimmt kaum Platz weg, aber schenkt Ruhe.
Unsere minimalistische Van-Hausapotheke
Mehr passt ins Mobil nicht rein – und mehr braucht man selten:
Schmerz- und Fiebermittel
Elektrolyte & Magnesium
Magen-Darm-Mittel
Verbandszeug & Desinfektion
Nasenspray & Augentropfen
persönliche Medikamente doppelt
Klein, übersichtlich, ausreichend.
Kranksein im Van – die emotionale Seite
Auf so wenig Quadratmetern krank zu sein, ist nicht nur körperlich anstrengend.
Für uns ist es auch eine Rollenveränderung.
Der eine wird schwach, der andere muss tragen.
Es ist eng, laut, manchmal frustrierend.
Und gleichzeitig rückt man zusammen wie kaum anderswo.
Wir haben unsere eigene kleine Krankenroutine entwickelt:
“Krankheitsmodus“ einschalten: Bett ausbreiten, abdunkeln, Ruhe reinholen
Tee & kleine Rituale – Wärme beruhigt
eine Wärmflasche – unser bester Freund an grauen Tagen
kurze, langsame Spaziergänge, wenn es geht
Yasuo als Stimmungsbarometer – sein Tempo wird unseres
viele Pausen – weil Vanlife kein Wettbewerb ist
Man lernt, die eigenen Grenzen zu akzeptieren. Und dass Freiheit auch bedeutet: stehen bleiben dürfen.
Das leise Vanlife – was Krankheit unterwegs lehrt
Kranksein unterwegs zeigt, dass Vanlife nicht nur Spass und Freiheit ist.
Es ist auch Verletzlichkeit, ein Innehalten, das man sich nicht ausgesucht hat, ein Tempo, das der Körper vorgibt, nicht die Route.
Man merkt, wie wenig man wirklich braucht.
Wie freundlich Fremde sein können.
Wie nah man sich kommt, wenn der Raum klein ist und das Leben leiser wird.
Gleichzeitig zeigt es, wie wichtig Vorbereitung ist: Arztkontakte im Ausland kennen, Versicherungsunterlagen griffbereit haben, eine kleine Hausapotheke an Bord.
Und irgendwann, wenn die Kraft zurückkehrt und der Motor wieder anspringt, fühlt sich die Straße anders an: nicht wie Flucht, nicht wie Abenteuer – sondern wie ein sanftes Weitergehen, mit mehr Ruhe, Achtsamkeit und der Gewissheit, dass selbst die leisen Momente Teil des Vanlife-Abenteuers sind.





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